"woke" ist das Wirtschaftswort des Jahres 2021

Der Begriff, der sprachliches, politisches und wirtschaftliches Bewusstsein in Bezug auf Ungerechtigkeiten und Diskriminierung kennzeichnet und in weiten Teilen der Kommunikation und Strategie von Unternehmen Einzug hielt, wurde von der Jury als prägendstes Wirtschaftswort 2021 gewählt.

„Woke“ tritt damit Nachfolger des Wortes „Homeoffice“ aus 2020 an. Wie im Vorjahr fußt die Jurywahl auf Begriffen, die nach einer Medienanalyse der Hamburger Agentur REINSCLASSEN neu in diesem Jahr in den Wortschatz der Öffentlichkeit kamen und dort überproportional oft eingesetzt wurden.

Diese Shortlist aus rund 50 Begriffen umfasste viele neue Wortschöpfungen rund um die Corona-Pandemie wie „Impfnationalismus“, „Brücken-Lockdown“, „Boostern“ oder „Epidemische Lage von nationaler Tragweite“. Auch auch viele Begriffe rund um das Thema Nachhaltigkeit und Ökologie hielten Einzug in den Sprachgebrauch.

In der Liste der neuen Wörter 2021 finden sich dazu beispielsweise „Klimastreik“ oder „Klimafaschismus“. Auch neue Worte wie „Empörungsgesellschaft“ oder „Schwurbelsprache“ kennzeichnen Themen, die Wirtschaft und Gesellschaft in 2021 bewegt haben.

Doch die Wahl der Jury – zu ihr zählen bekannte Persönlichkeiten aus Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft – fiel letztlich auf ein anderes Wort. Das ist das Ergebnis:

  1. woke
  2. Lieferengpass
  3. Bundes-Notbremse

Für Jurymitglied Armin Reins steht ‚woke‘ bzw. ‚Wokeness‘ zurecht als das Wirtschaftswort des Jahres. „Wokeness hat beispielsweise Einzug gehalten in der Werbung, wo kaum noch ein Spot ohne Signalbilder von Diversität auskommt. Stellenanzeigen werden ‚gegendert‘ und ganze ‚woke‘ Produktlinien sind entstanden – von Kleidung bis zu veganem Wasser“, so Reins. Bemerkenswert sei zudem die seltene Gleichzeitigkeit, dass der Begriff sowohl in der Selbstbeschreibung der Verfechter, als auch von Gegnern gleichermaßen Anwendung fände. Viele nutzen „woke“ schon nicht mehr als Begriff für „Political correcness“ sondern bereits für „Political over-correctness“.

Für Jurymitglied Frank Dopheide, Inhaber der Agentur human unlimited und ehemaliger Handelsblatt-CEO, ist „woke“ der zentrale Begriff für ein neues Denken: „Die Zeiten sind vorbei, in denen sich Unternehmen mit ihrem Wachstum, Profit und Beschäftigungszahlen aus der Diskussion um Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und andere schädliche Nebenwirkungen rausreden können. Kund*in, Mitarbeiter*in und Meinungsbildner*in haben die Augen und Ohren überall und ihre Stimme ist lauter als je zuvor“. „Das Jahr 2021 hat diese Entwicklung sprunghaft beschleunigt. Es gilt, was immer schon galt – was rauskommen kann, kommt raus. In WOKE Zeiten schneller und lauter als je zuvor, so Dopheide.


Auch für Michael Oelmann, Herausgeber von DDW Die Deutsche Wirtschaft und Sprecher der Jury, stellen das Wirtschaftswort 2021 und die beiden Nachplatzierten eine gute Wahl dar: „Drei Worte kommen auf die ersten Plätze, die drei Themen des Jahres 2021 trefflich auf den Punkt bringen. Im Wort ‚Bundes-Notbremse‘ schwingt förmlich alles mit, was passiert, wenn deutsche Gründlichkeit auf akuten Handlungsdruck trifft – auch wirtschaftlich. ‚Lieferengpass‘ symbolisiert die unerwarteten Kollateralschäden und Fragilität der globalen Wirtschaft in der Folge der Pandemiemaßnahmen. Und das Gewinner-Wort ‚woke‘ steht letztlich stellvertretend für eine aktivistische Moralität rund um Themen wie Diversität, Gendern oder Nachhaltigkeit, der sich keiner entziehen kann – ob er will oder nicht. Auch die Wirtschaft nicht“, so Oelmann.

Das Jahr 2021 war ein außerordentliches Jahr, konstatiert Oelmann. Die Pandemie, der Regierungswechsel, die Umweltkrise, aber auch schärfere gesellschaftliche Auseinandersetzungen und größere Verletzlichkeiten – all dies habe auch sprachlich seinen Niederschlag in neuen Wörtern gefunden. „Je tiefer die Krise, desto kreativer die Menschen“, meint Armin Reins. Obwohl sie von Corona besonders stark in den Würgegriff genommen wurden, zeigen sie in der Krise einen überbordenden Erfindungsreichtum. Täglich werden neue Begriffe geschaffen, um mit den Entwicklungen noch Schritt halten zu können. Vom „Impfnationalismus“ über die „Kontaktschuld“ bis zum „Kamillentee-Modus“. Reins: „Nichts macht die Menschen anscheinend kreativer als riesige Herausforderungen. Und das aus gutem Grund. Denn neue Realitäten erfordern eine Benennung, damit wir sie begreifen und verarbeiten können.“

Die Jury 2021

Judith Williams

Unternehmerin und TV-Ikone

Frank Thelen

Seriengründer und Investor

Michael Oelmann

Herausgeber: DDW Die Deutsche Wirtschaft und Medienunternehmer

Wolfgang Bosbach

langjähriges MdB und Rechtsanwalt

Sarna Röser

Bundesvorsitzende des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER

Armin Reins

Autor und Inhaber REINSCLASSEN

Judith Rakers

Moderatorin und Nachrichtensprecherin

wolfram weimer

Wolfram Weimer

Journalist, Kolumnist und Inhaber der Weimer Media Group

Frank Dopheide

Ex-Handelsblatt-CEO und Inhaber der Agentur human unlimited

Jan Fleischhauer

Journalist, Kolumnist und Autor

Prof. Dr. Michael Hüther

Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln

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Daniel Stelter

Ökonom, Autor und Blogger ("Think beyond the obvious")