"ChatGPT" ist das Wirtschaftswort des Jahres 2023

Selten fiel das Votum der Jury enger aus, als in diesem Jahr – kaum verwunderlich, stand das Wirtschaftsjahr 2023 doch im Zeichen unterschiedlichster Herausforderungen, Entwicklungen und Innovationen. Auf Platz 1 geschafft hat es letztlich mit „ChatGPT“ ein Symbol für den Beginn eines neuen technologischen Zeitalters. Auf Rang 2 landete – wie im Vorjahr – das Wort „Deindustrialisierung“; auf Rang 3 „Technologieoffenheit“.   

ChatGPT, das bekannteste Tool zum Einsatz Künstlicher Intelligenz, hat KI erstmals breitenwirksam in den Unternehmen verankert. Der Chatbot des US-amerikanischen Éntwicklers OpenAI erlaubt niederschwellige Kommunikation mit Generativer Künstlicher Intelligenz, die viele Wissens-, Schreib-, Analyse- und Kommuni­kations­arbeiten leisten, unterstützen oder verbessern kann.

Der Anteil der Unternehmen, die KI einsetzen, stieg binnen eines Jahres von 9 auf 15 Prozent. Zwei Drittel sehen KI als wichtigste Zukunftstechnologie, so eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Die Ausgaben für Künstliche Intelligenz in Deutschland stiegen demnach 2023 auf 6,3 Milliarden Euro. Für 2024 wird ein weiteres Wachstum um 30 Prozent erwartet.

„ChatGPT“ tritt damit die Nachfolge des Wirtschaftswortes des Jahres „Resilienz“ aus 2022 an.

Wie im Vorjahr fußt die Jurywahl auf Begriffen, die nach einer Medienanalyse neu in diesem Jahr in den Wortschatz der Öffentlichkeit kamen und dort überproportional oft eingesetzt wurden.

Zudem hat die Jury aus Unternehmern, Wirtschaftsjournalisten und -wissenschaftlern sowie Verbandsvertretern (siehe unten), die jedes Jahr neu zusammengesetzt wird, eigene Vorschläge eingebracht.

Diese so entstandene diesjährige Shortlist aus rund 50 Begriffen umfasste viele neue Wortschöpfungen, aber auch politische Begriffe, die Auswirkungen auch auf die Wirtschaft hatten. So fanden sich neben „Schuldenbremse“, „Heizhammer“, „Transformation“, „De-Risking“, „durchscholzen“ oder „Schrumpfwirtschaft“ auch die Worte „Haushaltskrise“, „Wachstumschancen“, „Repräsentationslücke“  und „Industriestrompreis“.

Doch die Wahl der Jury fiel letztlich auf ein anderes Wort. Das ist das Ergebnis:

  1. ChatGPT
  2. Deindustrialisierung
  3. Technologieoffenheit

Stimmen und Statements aus der Jury

Prof. Dr. Monika Schnitzer zu „ChatGPT“:

Symbol für das Potenzial, das in Künstlicher Intelligenz steckt

„Mit der Einführung von ChatGPT für einen breiteren Nutzerkreis vor einem Jahr sind die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz innerhalb von wenigen Wochen für Unternehmen und Privatleute plötzlich sehr greifbar geworden. Die Geschwindigkeit der Entwicklung über die letzten Monate hinweg hat viele Nichteingeweihte überrascht und für die, die sich darauf eingelassen haben, große Nutzungspotenziale eröffnet. ChatGPT ist dadurch für die breite Öffentlichkeit zum Symbol für das Potenzial geworden, das in Künstlicher Intelligenz steckt.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer ist Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft

Frank Thelen zu „ChatGPT“:

Wir kommen in ein hybrides Zeitalter 

“Künstliche Intelligenz wird in den kommenden Jahren sämtliche Industrien umwälzen und unzählige Arbeitsprozesse effizienter gestalten. Diejenigen, die sich bereits in 2023 mit ChatGPT und Co. auseinandergesetzt haben, haben einen großen Vorsprung. Wir kommen jetzt in ein hybrides Zeitalter, in dem KI & Mensch Hand in Hand zusammenarbeiten.”

Frank Thelen ist Seriengründer, Investor und Publizist

Armin Reins zu „ChatGPT“:

Wirtschaft lebt von Aufbruchstimmung

„In Dänemark wurde ChatGPT sogar zum „Wort des Jahres“ gewählt. Und das völlig zurecht. Seit der Erfindung des Internets gab es keine technologische Neuerung, die einen so großen Einfluss auf die globale wirtschaftliche Entwicklung ausübt. Wenn wir die kognitive
Automatisierung sinnvoll nutzen, kann sie unsere Erwerbsarbeit, unsere Bildung, unsere gesamte Leistungsfähigkeit in ungeahnte Sphären bringen. Das unterscheidet Dänen anscheinend von Deutschen: Pragmatismus dort, Pessimismus hier. In Deutschland wählte man ‚Krisenmodus‘ zum „Wort des Jahres“. Weil die Wirtschaft aber von der Aufbruchstimmung lebt und nicht von der Frustration, soll ChatGPT wenigstens zum Wirtschaftswort des Jahres gekürt werden.“

Armin Reins ist Inhaber von REINSCLASSEN GmbH & Co KG

Dr. Ingo Friedrich zu „Deindustrialisierung“:

Warnschuss ist notwendig

„Ein industrieller Niedergang Deutschlands – und nichts anderes würde eine Deindustrialisierung bedeuten – würde alles zunichte machen,  was mühsam nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut wurde. Deswegen muss eine solche Entwicklung unbedingt vermieden werden. Ein rechtzeitiger Warnschuss, indem man nachdrücklich auf diese konkret bestehende Gefahr aufmerksam macht,  ist deshalb bitter notwendig. Entsprechende politischen Gegenmaßnahmen, von der bürokratischen Entlastung der Unternehmen bis zur generellen Verbesserung der Wettbewerbssituation haben nunmehr absoluten Vorrang.“

Dr. Ingo Friedrich war 10 Jahre Vizepräsident des Europäischen Parlaments, langjähriges Mitglied im Parteivorstand der CSU und ist heute Präsident des «Europäischen Wirtschaftssenats».

Dr. Patrick Adenauer zu „Deindustrialisierung“:

Industrielle Wertschöpfung wird aus dem Land vertrieben

“Mit Überregulierung, höchsten Strompreisen, einer zunehmend dysfunktionalen Verwaltung und einer linken wie grünen Träumereien anhängenden Politik, werden große Teile der industriellen Wertschöpfung unwiederbringlich aus dem Land vertrieben. Heinrich Heine hatte Recht als er 1844 die Deutschen in seinem Wintermärchen analysierte: „Franzosen und Russen gehört das Land, Das Meer gehört den Briten, Wir aber besitzen im Luftreich des Traums Die Herrschaft unbestritten.“

Dr. Patrick Adenauer, Enkel des ersten Bundeskanzlers, ist Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Bauwens und Präsident des Family Business Networks (FBN) Deutschland e.V.

Dr. Daniel Stelter zu “Deindustrialisierung“:

Schleichende Abwanderung

„Die seit 2018 stattfindende schleichende Abwanderung der Industrie aus Deutschland hat sich bedingt durch Energiepreisschock und politisch bedingte weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen in 2023 dramatisch beschleunigt“

Dr. Daniel Stelter ist Ökonom, Autor und Blogger („Think beyond the obvious“)

Marie-Christine Ostermann zu „Technologieoffenheit“:

Deutschland als Land der Ingenieure, Tüftler und Wissenschaftler

„Technologieoffenheit ist die Eigenschaft, die Deutschland als Land der Ingenieure, Tüftler und Wissenschaftler und zu dem gemacht hat, was es ist: Die Heimat Hunderttausender kreativer und innovativer Familienunternehmer. Genau dieses Potential gilt es zu beflügeln und nicht zu ersticken, um die aktuellen Krisen und Herausforderungen zu bewältigen. In diesem Jahr sollte jeder verstanden haben, wie im Rahmen des europäischen Emissionshandels gerade Technologieoffenheit zu den innovativsten und effizientesten Lösungen zur Reduktion von CO2 führt.“ 

Marie-Christine Ostermann ist Präsidentin des Verbandes DIE FAMILIENUNTERNEHMER und Geschäftsführende Gesellschafterin bei Rullko Großeinkauf GmbH & Co. KG

Michael Oelmann zu „Technologieoffenheit“:

Deutschlands spezifische Innovationsfähigkeiten wären gerade jetzt gefragt

„Das drittplatzierte Wirtschaftswort ‚Technologieoffenheit‘ ist positiv gemeint, steht aber für den höchst bedenklichen Befund, dass diese überhaupt eingefordert werden muss. Wir erleben in 2023, wie mit Milliarden und Abermilliarden Euro Steuer- bzw. Schuldengeld technologische Entwicklungen und Forschung politisch gelenkt werden sollen – ein historisch untrügliches Zeichen, dass sich diese Entwicklungen gerade nicht durchsetzen werden. Das ist um so beklagenswerter, weil Deutschland mit seinen spezifischen Innovationsfähigkeiten in Grundlagenwissenschaft, Analytik, Anlagen-, Maschinen- und Fahrzeugbau gerade jetzt gefragt wäre, die dringend benötigten realistischen Lösungen für die Bekämpfung des Klimawandels zu schaffen – beispielsweise in den Bereichen Carbon Capture, Nuklearenergie und synthetischer Kraftstoffe.“

Michael Oelmann ist Herausgeber des Unternehmerportals Die Deutsche Wirtschaft

Die Jury 2023

Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer

Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung aund Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft

Frank Thelen

Seriengründer, Publizist und Investor

Michael Oelmann

Herausgeber DDW Die Deutsche Wirtschaft und Medienunternehmer

Marie-Christine Ostermann

Unternehmerin und Bundesvorsitzende DIE FAMILIENUNTERNEHMER

Frank Dopheide

Ex-Handelsblatt-CEO und Inhaber der Agentur human unlimited

Sarna Röser

Unternehmerin, Aufsichtsrätin, Beirätin, Business Angel und langjährige Bundesvorsitzende des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER

Armin Reins

Autor und Inhaber REINSCLASSEN

Anna Schneider

Chefreporterin Freiheit WELT | WELT AM SONNTAG

Roland-Koch (1)

Professor Dr. h.c. mult Roland Koch

Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung und ehemaliger hessischer Ministerpräsident

Christoph Ahlhaus

Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung Der Mittelstand. BVMW

Dr. Ingo Friedrich

Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats und ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Parlaments

Reiner Holznagel

Präsident des Bundes der Steuerzahler

Dr. Patrick Adenauer

Unternehmer, Präsident des Family Business Networks Deutschland und ehemaliger Präsident Die Familienunternehmer

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Dr. Daniel Stelter

Ökonom, Autor und Blogger ("Think beyond the obvious")

Judith Williams

Unternehmerin und TV-Ikone